27. Kapitel

 

Violet verließ schweißgebadet die Manege. Das Tanzen hatte sie erschöpft, ihren Zorn aber nicht besänftigen können. Sie ärgerte sich, ärgerte sich über sich selbst, dass sie sich von einem Leben hatte verlocken lassen, das unerreichbar für sie war.

Schöne Kleider, ein warmes, weiches Bett und ein liebevoller Mann, das passte nicht in ihre Welt. Sie kannte Hunger, Kälte und Rache, das war alles. Und sie durfte sich nicht von einem hübschen Stoff und ein paar vorgelesenen Zeilen von ihrem Ziel abbringen lassen.

Ergrimmt betrat Violet ihre Garderobe.

»Was hast du hier zu suchen, Violet?«

Violet erstarrte. Er roch nach den Bergen und nach Heidekraut, so wie immer, doch hing an ihm auch ein blumiges Parfüm. Ein Frauenparfüm. Nein, vier unterschiedliche Frauenparfüms. Sie ballte die Fäuste.

»Ich hatte einen Auftritt.«

»Sagte ich nicht, dass du nicht mehr hierherkommen sollst?«

Violet war so zornig, dass sie bis drei zählen musste, um ihm nicht ins Gesicht zu springen. Wie konnte er es wagen, ihr Vorschriften zu machen, wo er sich mit mehreren Weibern vergnügt hatte? Wenn sie ihn nicht wegen Ismail gebraucht hätte, sie hätte ihn zum Teufel geschickt!

Aber sie brauchte ihn. Violet holte tief Luft und zählte bis drei, bis sie ihre Stimme unter Kontrolle hatte.

»Wenn ich mich recht erinnere, sagtest du, ich bräuchte nicht mehr zu arbeiten. Das klang, als hättest du die Entscheidung mir überlassen.«

»Lass die Spielchen, Violet.« Er trat näher, so nahe, dass Violet beinahe an den süßlichen Parfüms erstickte. Und er roch nach Blut. Na herrlich! Er hatte mit seinen Huren Blut getrunken. Aber was hatte sie von einem verfluchten Bluttrinker auch anderes erwartet?

Wie hatte sie nur so blöd sein können?

»Was für Spielchen, Mylord?«

»Warum bist du heute Abend hierhergekommen? Hast du dich mit diesem Zigeuner getroffen? Hat er dich angefasst?«

Violet fuhr überrascht zurück. Eifersüchtig? Er war eifersüchtig? Er, der den Abend mit wer weiß welchen Weibern verbracht hatte? Sie wurde so wütend, dass sie jede Vorsicht vergaß.

»Was genau wirfst du mir vor? Du lässt mich glauben, dass dir was an mir liegt, und dann tauchst du hier auf, mit dem Geruch von nicht weniger als vier Frauen an deiner Kleidung! Du hast nicht das geringste Recht, mir auch nur irgendeinen Vorwurf zu machen!«

Zornig wirbelte sie zur Tür herum, um zu gehen, aber Patrick war schneller. Ein Arm schlang sich um ihre Taille, und sie war gefangen zwischen dem kalten Holz der Tür und seinem Körper.

»Ich sagte doch, ich müsste weg. Es waren Frauen dort, das stimmt, aber ich habe sie nicht angefasst, Violet.« Sein Atem strich warm über ihr Ohr. Violet konnte kaum fas- sen, wie ihr verräterischer Körper auf seine Nähe reagierte. Er war ein Schuft, ein Halunke, wie konnte sie ihn noch immer begehren?

»Lass mich los.« Ihr Ton klang alles andere als überzeugend, selbst in ihren Ohren.

Seine freie Hand presste sich auf ihren Bauch, drückte sie an die Härte zwischen seinen Beinen.

»Ich habe heute Abend nur an dich gedacht. Sag, dass du auch an mich gedacht hast. Sag, dass du mich willst.«

Er flüsterte ihr die Worte heiser ins Ohr. Violets Herz klopfte wie wild, und ihre Knie drohten einzuknicken. Sie stützte sich mit den Händen an der Tür ab.

»Nein«, sagte sie trotzig. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun zuzugeben, dass sie in jeder Sekunde an ihn gedacht hatte, seit er sie vor dem Haus hatte stehen lassen.

»Lüg mich nicht an, Violet.« Seine Lippen liebkosten ihr Ohr, ihren Hals. »Riechst du's nicht? Die Lüsternheit da draußen? Diese Mistkerle träumen alle davon, dich zu haben.« Patrick schob ihre Röcke bis hinauf zu ihren Hüften. Kalte Luft strich um Violets nackte Beine und ließ sie erschaudern. Dann schob sich seine Hand plötzlich zwischen ihre Beine, umfasste sie durch den dünnen Stoff ihrer Unterhose. »Ich weiß, was sie wollen. Ich wollte es, seit ich dich zum ersten Mal tanzen sah.«

Violet stöhnte gegen ihren Willen auf. Seine Finger schoben den Stoff beiseite, glitten zwischen ihre zarten, feuchten Falten.

»Sag, dass du mich willst.«

Er drang mit zwei Fingern in sie ein, und sie keuchte erschrocken auf.

»Sag, dass du mich willst.«

Violet wollte nicht nachgeben. Er zog seine Hand zurück, dann drang er erneut in sie ein. Violet stöhnte auf.

»Patrick...« Es klang weniger wie eine Beschwerde, mehr wie eine Bitte.

»Sag, dass du mich willst, Violet, oder ich geh und bringe diese Mistkerle da draußen um. Jeden einzelnen.«

Die Wildheit in seiner Stimme jagte einen Schauer durch Violets Körper.

»Aber die anderen Frauen...«

Patrick stieß ein zorniges Knurren aus. Eine Hand verschwand für einige Momente, während die andere, mit der er ihre Röcke hochhielt, sich über ihren Bauch zum Bündchen ihrer Unterhose schob.

»Willst du Beweise?«

»Beweise?«, fragte sie verwirrt. Ihr Körper brannte vor Verlangen. Warum nur machte er nicht weiter?

Seine Hand glitt tiefer, schob den Stoff ihrer Unterhose beiseite. Und dann spürte sie ihn, hart und prall. Er drängte sich von hinten an sie.

Mit einem Ruck drang er in sie ein, und Violet keuchte auf. Er schien sie vollständig auszufüllen. Doch gleich darauf zog er sich wieder aus ihr zurück, und Violet stöhnte enttäuscht.

»Ich will dich, Violet, und nur dich. Glaubst du mir jetzt?«

Patrick stieß erneut in sie hinein, und Violet musste sich gegen die Tür stemmen, um sich nicht den Kopf anzuschlagen.

»Ja«, keuchte sie.

Patrick vergrub die Hand in ihrem Haar und bog ihren Kopf zurück.

»Sag, dass du mich willst.«

Er versetzte ihr einen heftigen Stoß.

»Ja!«

»Sag's!«

Violet keuchte und zitterte jetzt, ihr Körper öffnete sich ganz für ihn, verlangte nach mehr. »Ich will dich.«

Etwas wie ein Damm schien in Patrick zu brechen, als er dies hörte, und er bewegte sich schneller, härter.

»Lady Violine?«

Violet erstarrte, Patrick jedoch hörte nicht auf. Immerhin gab er ihre Lippen frei und flüsterte: »Los, antworte ihm.«

»J-ja?«, stieß Violet erstickt hervor. Patrick umfasste ihre Brüste und stieß heftig zu.

»Blumen für Sie, Lady Violet«, rief eine verwirrte Knabenstimme.

Patrick knurrte leise und bewegte sich weiter in ihr.

»Leg sie... vor die T-ür«, keuchte Violet. Sie konnte kaum mehr an sich halten. Gleich würde es passieren.

»Wie Sie wollen.« Einen Augenblick später verklangen die Schritte des Jungen.

»Patrick!«, flehte Violet.

»Komm mit mir, Violet.« Er schlang die Arme um sie und stieß ein letztes Mal zu. Dann stöhnte er auf, und in diesem Moment explodierte auch Violet.

Es dauerte ein paar Momente, ehe sie glaubte, sich wieder bewegen zu können. Patrick zog sich aus ihr zurück und ließ ihre Röcke fallen. Dann drehte er sie zu sich um.

»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er besorgt.

Violet versuchte, sich nicht von seiner Sorge rühren zu lassen, aber es gelang ihr nicht.

»Ja, es geht mir gut.«

»Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, Violet. Meine einzige Entschuldigung ist, dass es deine Schuld war.«

»Meine Schuld?« Violets gummiweiche Knie fanden jäh ihre alte Stärke wieder. Sie wich einen Schritt zurück.

»Ja, ich scheine in deiner Gegenwart ständig die Beherrschung zu verlieren. Und jetzt lass uns nach Hause gehen, Frau.«

Violet wollte protestieren, überlegte es sich aber anders. Sie wusste selbst nicht mehr, was sie tat, aber was immer es war, solange sie bei Patrick war, war alles in Ordnung.

»Na gut.«

»Ach, und Violet?«

»Ja?« Violet, die sich soeben die Haare glatt strich, hielt inne.

»Wer zum Teufel schickt dir Blumen?«

Sie strich achselzuckend ihre Röcke glatt. »Keine Ahnung. Ich konnte die Karten nie lesen.«

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